Okay, ich gebs zu: Der Titel dieses Beitrags tönt wirklich sehr dramatisch. Dennoch, zwei Erlebnisse in dieser Woche haben auf ihre Art damit zu tun.

Wheelchocks

Redback, etwa so gross wie eine kleine Kreuzspinne.

Am Mittwoch war ich fürs Fliegen gebucht und so habe ich wie immer am Morgen früh die „Daily Inspection“ gemacht. Bei dieser Inspektion wird das Flugzeug auf den täglichen Betrieb vorbereitet (Öl- und Benzinkontrollen, Sitze vorbereiten und allgemeine Überprüfung der Instrumente etc). Am Schluss dieser Kontrolle führe ich jeweils auch den „Run-up“ durch, indem der Motor auf seine Funktion gecheckt wird. Dabei muss das Flugzeug bewegt werden, wofür die Wheelchocks entfernt werden müssen. Die Wheelchocks werden dann neben dem Pilotensitz verstaut.
Diesmal jedoch sind mir bereits beim Walkaround Spinnfäden bei den Wheelchocks aufgefallen. Es ist schwierig zu sagen, aber manchmal spricht Gott kurz mit mir und so hatte ich einfach den Eindruck, die Wheelchocks dieses eine Mal genauer anzuschauen. Als ich sie umdrehte, fand ich eine Redback-Spinne: Ihr Biss kann tödlich enden, wenn er nicht mit dem Gegengift behandelt wird. Glücklicherweise ist die Spinne nicht sehr aggressiv, und so verblieb sie einfach dort, hat sich nicht bewegt und ich konnte sie gefahrlos entfernen. Ich habe mir schon lange gewünscht, mal eine Redback zu sehen und nun, nach zwei Jahren Australien hab ich endlich eine entdeckt 😉 und bin dennoch erschrocken… Ich möchte mir die Aufregung nicht vorstellen, falls ich in einem einsamen Airstrip im Busch die Wheelchocks wieder rausgenommen hätte um das Flugzeug zu sichern und sie mich dann erwischt hätte… Oder im Flug, wenn sie plötzlich über meinen Schoss oder gar über ein Fuss von einem Passagier gekrabbelt wäre…

Und nun eine wichtige Bemerkung für die nächste Geschichte: Ich distanziere mich hiermit vollständig von jeglicher Wertung der geschilderten Ereignisse und verlange dasselbe auch von dir als Lesern. Es handelt sich hier um Erlebnisse einer anderen Kultur. Und die ist einfach „anders“ und nicht etwa „besser“, „schlechter“ oder gar „komisch“! Falls Du das nicht so sehen solltest, dann stoppe hier unverzüglich mit dem Weiterlesen und lösche www.takatuka.info als Lesezeichen.

Am Donnerstag flog ich meinen ersten Bodycharter: Der Verstorbene musste ich im Sarg sowie einer Begleitperson von Gove in ein Homeland transportieren. Also, als erstes die Sitze aus dem Flugzeug entfernen und die Sicherungsnetze vorbereiten. Dann trafen schon die ersten Gäste ein: Ein solcher Transport ist bei den Aboriginal People eine wichtige Sache: Mittels verschiedener Zeremonien wird in ihrem Glauben der Geist des Toten so geführt, dass dieser der richtige Weg findet. Didgeridoos (kein Instrument!), Schlaghölzer, lautes Tongeben und häufiges „BRRR“ gehört dazu. Einige Frauen werfen sich aus dem Stand auf den harten Betonboden. Interessantes Detail: Der Name des Verstorbenen darf für einige Zeit nicht mehr genannt werden! Das geht teilweise so weit, dass Dörfer umbenannt werden, weil sie ähnlich tönen wie der Name des Verstorbenen.
Und so wird also der Sarg zum Flugzeug begleitet. Als Pilot stellt einem das schon vor erste Schwierigkeiten: Wie wiegt man einen Sarg, umringt von einer Vielzahl von Personen? Man möchte ja ihre Trauerfeier/Zeremonie so wenig wie möglich stören. Glücklicherweise hatte ich diesmal noch Unterstützung von Phil, einem anderen Schweizer Piloten.
Nachdem der Sarg verladen und gesichert war, startete ich in Richtung Homeland, wo ich schon von den dort lebenden Menschen empfangen wurde. Dort war alles noch viel eindrücklicher: Viele nackte, bemalte Oberkörper, viele Speere (mit Woomeras), erneut Schlaghölzer und „BRR“. Die Flugzeugtüre im richtigen Moment zu öffnen und die Sicherungsnetze zu entfernen ist wichtig. Erneut, als Pilot ist man gefordert und muss aufpassen, dass nicht versehentlich ein Speer den Flügel beschädigt, was durchaus vorkommen kann und auch schon vorgekommen ist…

Es war wirklich sehr, sehr eindrücklich. So gerne hätte ich euch einige Bilder geschickt, verzichtete aber aus Pietätsgründen bewusst auf das Fotografieren.

Der Start bei dieser Piste war anschliessend recht tricky: Ein Teil der Piste war schon ziemlich zugewachsen, daher nur noch für „Notfälle“ brauchbar und am Ende des Strips waren die Bäume auch schon ein bisschen höher als üblicherweise. So musste ich das Takeoff-Verfahren ein wenig anpassen (steilerer Abflug als normal). Auch spannend… Der ruhige Flug in der stabilen Abendluft war dann aber ein guter Abschluss für einen ereignisreichen, lehrreichen und interessanten Tag.