6 Monate Arnhem Land. Wir haben erste Erfahrungen gemacht und einen Eindruck vom Leben hier erhalten. In diesem Bericht findest du die wichtigsten Informationen über Land und Leute kurz zusammengefasst.

 

Arnhem Land liegt im Nordosten des Slider-2australischen Northern Territory. Es beträgt eine Fläche von rund 97.000 km² (etwa zweieinhalb mal so gross wie die Schweiz) und ist mit knapp 20`000 Menschen nur spärlich besiedelt. Es ist eine sehr abgelegene Region.

Die einzige Strassenverbindung erfolgt über den Bulman Track, eine 700km lange Schotterstrasse. Diese ist vorzugsweise während der Trochensaison zu befahren. Während der Regensaison sind die Strassen oft überschwemmt und können zum Teil für mehrere Monate nicht befahren werden. Ansonsten kann man auch bequem mit dem Flugzeug anreisen. Airnorth bietet Flüge von/nach Cairns und Darwin an. Da es die einzige Fluggesellschaft ist, leider nicht ganz billig.

Das Klima in Arnhem Land ist subtropisch, das bedeutet heiss und feucht. Es gibt die Trockenzeit (Mai-Nov.) und die Regenzeit (Dez.-April). Ganzjährlich gibt es keine grossen Temperaturunterschiede. So beträgt die durchschnittliche Tagestemperatur rund 30°C. Wobei es sich während der Regensaison viel heisser und schwüler anfühlt, weil die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist (bis zu 95%).

Die Umgebung ist wunderschön! Unendliche Weiten, unberührte wilde Natur und einsame Strände. Aufgrund der vielen Salzwasserkrokodile und den giftigen Würfelquallen zum Baden nicht geeignet. Das ist schade! Aber ein Lagerfeuer am Strand ist immer eine tolle Sache! Gemütliche Spaziergänge sind ebenfalls eher selten: Wilde Wasserbüffel (in grosser Zahl vorhanden) sind sehr gefährlich und töten gemäss dem lokalen Förster häufiger Menschen als die Krokodile. Zudem gibt es wilde Hunde, die sich zu Rudel zusammenschliessen. Da sie im Dorf und der angrenzenden Müllhalde leicht Futter finden, sind sie nicht besonders scheu. Beide Spezies sind durch den Menschen nach Australien gebracht worden und vermehren sich hier aufgrund fehlender Feinde unkontrolliert.
Von den in der Regel giftigen Schlangen und Spinnen ganz zu schweigen… Trotzdem, die Natur in Arnhem Land ist besonders eindrücklich zu erleben.

Arnhem Land ist das Gebiet der Aborigines (Ureinwohner Australiens). Mit Ankunft der Weissen vor rund 200 Jahren wurden sie weitgehend aus ihren Siedlungsgebieten verdrängt. Hier jedoch können sie weiterhin traditionell und eng mit der Natur und ihrer Kultur verbunden leben. Sie sind Jäger und Sammler und leben von dem, was die Natur ihnen bietet. Ihre Traditionen werden durch Tänze, Songs und Kunst von einer Generation an die nächste weitergegeben. Ihre Kultur geht über viele tausend Jahre zurück und unterscheidet sich stark von unserer westlichen Kultur und Denkweise. Unter den Yolngu (Stamm der Aborigines hier in Nordwest Arnhemland) gilt ein sehr komplexes Beziehungssystem. So können sie ihre Beziehung zu hunderten von Menschen, Tieren, Pflanzen und ihrem Land benennen. Für uns ist das schwierig zu erfassen und zu begreiffen. Jeder Clan spricht seine eigene Sprache und Englisch ist für die meisten Yolngu die zweite, dritte oder sogar vierte Fremdsprache. Die Yolngu leben in einfachsten Verhältnissen in den vielen abgelegenen Homelands in ganz Arnhem Land verteilt.

Aufgrund der traurigen Geschichte Australiens geht es den Aborigines heute mehrheitlich schlecht, das gilt besonders für die grösseren Dörfer. Aus unserer Sicht scheinen sie zwischen Tradition und westlicher Welt gefangen zu sein. Soziale Probleme, Arbeitslosigkeit, Alkohol- und Spielsucht, häusliche Gewalt und Gesundheitsprobleme sind weit verbreitet. In den Homelands ist die Situation deutlich besser. Dort können sie ihrer traditionellen Lebensweise weiterhin nachgehen und es scheint besser möglich zu sein, ein «gesundes» Leben zu führen.

MAF ist seit über 40 Jahren in Arnhem Land tätig, betreibt gegenwärtig 11 Flugzeuge und umfasst ein Team von rund 33 Mitarbeitern, um den Menschen in den abgelegenen Orten den notwendigen Flugdienst zur Verfügung zu stellen und sie mit Nahrung, Medizin und Schulmaterial zu versorgen. So werden jährlich rund 4’000 Flugstunden gezählt, über 15’000 Passagiere und 33’500 kg Gepäck transportiert (Statistik 2017).

1972 wurde Nhulunbuy wegen der Bauxit Mine und der Raffinerie gegründet. Es werden jährlich tonnenweise Bauxit abgebaut um daraus Aluminium zu erzeugen. In Nhulunbuy leben zirka 3’000 Menschen. Die Infrastruktur ist gut: Es gibt zwei Schulen, einen Einkaufsladen (überschaubares Angebot; eher zu vergleichen mit einem grossen Primo oder Visavis Laden, aber ausgestattet mit allen nötigen Lebensmitteln). Weiter hat es ein Spital, eine Post, ein paar Autogaragen und eine Tankstelle, einen Bankautomaten, eine Polizeistation, drei Kirchen, einen Swimmingpool und eine Art Volleyballclub:-)!

Und hier wohnen wir. Alle Häuser sehen mehr oder weniger gleich aus und sind so gebaut, dass sie einer Cyclonestufe 2 standhalten sollten. Cyclons (Stufe 1-5) kommen in Arnhem Land vorallem von November bis April vor. Bis jetzt sind wir verschont geblieben. Im Jahr 2015 gab es hier einen starken Cyclone und hat die Community Ramingining und Elcho Island stark beschädigt.